Erwitter BG im Sommergespräch: „Wir sind die besseren Grünen“  05.08.2021

VON BJÖRN THEIS AM 5. AUGUST 2021 17:11 UHRERWITTE –  LESEZEIT 3 MIN

Die Vertreter der BG im Sommergespräch (v.l.): Brigitte Strauch, Herbert Neumann, Karl Dietz, Holger Tägder sowie Martina Tägder und Elisabeth Stakemeier (sitzend). Foto: Theis

Erwitte – Auch wenn es die Vertreter der Erwitter BG schmerzt, beim Sommergespräch kam man nicht drum herum, auf die enttäuschend verlaufene Kommunalwahl im vergangenen Herbst zurückzublicken. „Wir hatten viel vor und hätten auch mehr verdient gehabt“, sagt Martina Tägder, die die Bürgergemeinschaft im Kreistag vertritt. Fast drei Prozent büßte die BG ein und kam nur noch auf 5,8 Prozent der Stimmen. Bedeutet, dass nur noch zwei statt vorher drei Vertreter dem Stadtrat angehören. „Die Grünen haben uns viele Stimmen weggenommen“, ist Fraktionsvorsitzender Karl Dietz überzeugt, der seine Aussage vom letzten Sommergespräch wiederholte: „Wir sind auch weiter die besseren Grünen.“ Letztere gehören seit der Kommunalwahl neu dem Rat an. In ihnen sieht die BG die größte Konkurrenz. „Wir haben uns auch immer für Umwelt-Themen stark gemacht“, erinnert Dietz. „Aber wir sind realistischer und betrachten die Themen mehr aus der Mitte der Gesellschaft. Das müssen wir mehr herausstellen“, grenzt Holger Tägder die BG von der Konkurrenz-Partei ab.

Die Bürgergemeinschaft schaut aber, wie im Gespräch betont wird, längst wieder nach vorn auf die Themen, die die Stadt bewegen. Ganz oben steht da natürlich die als unendliche Geschichte anmutende Problematik der Ortsumgehung. „Wir können alle anderen Dinge, wie das Mobilitätskonzept, in die Tonne treten, so lange es hier keine Entscheidung gibt und die Straße nicht gebaut wird“, sagt Herbert Neumann, der sich auch in der Bürgerinitiative „BINFUER“ für den Bau der Umgehung engagiert, in aller Deutlichkeit. „Alles steht und fällt damit“, pflichtet ihm BG-Ratsfrau Elisabeth Stakemeier bei. Für Martina Tägder ist die Erkenntnis frustrierend, „dass wir uns auf kommunaler Ebene bei dem Thema zerfleischen, aber im Grunde gar keine Handhabe besitzen.“ Heißt: Die wirklichen Entscheider sitzen auf Bundes- und Landesebene – „von unseren Landtagsabgeordneten gibt es dazu aber schon länger keine Signale mehr“, kritisiert Fraktionsvorsitzender Karl Dietz.

Dass eine Klärschlammverbrennungsanlage in Erwitte verhindert werden konnte, schreibt sich die BG selbstbewusst auf die Fahnen: „Ohne das Engagement und die Fachkompetenz von Karl Dietz wäre das Projekt von der Politik wohl nicht abgelehnt worden“, mutmaßt Martina Tägder, die die Aussage mit einem großen Lob an den eigenen Fraktionschef verpackt. Stattdessen ist der Rat einstimmig dem Alternativvorschlag der Verwaltung gefolgt, die betreffenden Zementwerk-Flächen städtischerseits zu erwerben und ganzheitlich als Gewerbeflächen zu entwickeln. Auch die BG hat dem zugestimmt. Sollte der Plan nicht umsetzbar sein, kann sich Karl Dietz auch vorstellen, das Gelände und die Anlagen zu belassen und als Industriedenkmal zu etablieren, das bei Führungen von Bürgern und allen anderen Interessierten erkundet werden kann. „Man könnte zumindest die Möglichkeiten beim zuständigen Landesverband mal abklopfen“, findet der Fraktionsvorsitzende.

Für die BG ist es wichtig, dass die beschlossenen Millionen für Investitionen auch tatsächlich erfolgen. Der Umsetzungsstau müsse überwunden werden, fordert Karl Dietz. Besondere Priorität liegt für die Fraktion auf der Neuaufstellung der Schullandschaft, dem grünen Band zwischen Erwitter Marktplatz und Kurpark in Bad Westernkotten sowie der Neugestaltung des Stadtparks. Mit Blick auf die Schulen betont Elisabeth Stakemeier, dass der beschlossene Umzug der Erich Kästner-Grundschule ins leergezogene Gebäude der Sekundarschule großen Sinn mache: „Synergieeffekte können im Schulzentrum genutzt werden.“ Von Vorteil sei es, dass die Offene Ganztagsschule (OGS) und Randstundenbetreuung dort angeboten werden könne.

Aufs Tempo will die BG in Sachen Bürgerwald und Bürgerbus drücken: „Hier wurden Versprechungen gemacht, aber zuletzt nicht mehr drüber gesprochen. Da müssen wir jetzt auch mal zu Potte kommen“, fordert Karl Dietz. Skepsis bleibt beim Baugebiet zwischen Erwitte und Bad Westernkotten: „Es soll ein großes Interesse an den Bauplätzen vorliegen. Aber der Schweinemastbetrieb muss umgesiedelt werden und die Baupreise steigen. Für uns ist es fraglich, ob der festgelegte Kostenrahmen eingehalten werden kann“, so Dietz.

Lobende Worte gibt es von ihm für die bisherige Arbeit von Bürgermeister Hendrik Henneböhl, den die BG zur Kommunalwahl zusammen mit CDU und SPD erfolgreich ins Rennen geschickt hatte: „Er ist jung, dynamisch, engagiert und kommt gut an. Wir haben den richtigen Mann gefunden.“