Umstrittene Bebauungsfläche am Fredegras.
Heinrich Bergmann (BG) sammelte mit den Anwohnern 2000 Unterschriften
16.06.2020
Es gibt manchmal hektische Tage für Kommunalpolitiker. Heute ist so einer:
Am 15.06.20 erschien unter der Überschrift „Rentnertruppe legt ab Dienstag wieder los“ ein kurzer Artikel auf der Lokalseite des Patriot. In dem Artikel war davon die Rede, dass „die geplanten Bauflächen“ am Fredegras in Bad Westernkotten am heutigen Dienstag „freigeschnitten“ werden sollen.
Nach vergeblichen Versuchen der Kontaktaufnahme, Gesprächen mit der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde im Kreis Soest verfasste der BG -Fraktionsvorsitzende Lothar Strauch einen offenen Brief an den Ortsvorsteher von Bad Westernkotten, Wolfgang Marcus, den wir im Folgenden veröffentlichen:
BG – Fraktion im Rat der Stadt Erwitte
Fraktionsvorsitzender Lothar Strauch 16.06.2020
Herrn Ortsvorsteher
Wolfgang Marcus
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Ortsvorsteher Marcus, Lieber Wolfgang,
am Montag, dem 15.6. 20, erfuhren wir aus der Zeitung „ Rentnertruppe legt ab Dienstag wieder los“. Unter anderem sollen die „geplanten Bauflächen im Fredegras“ und eine Uferböschung am Osterbach mit einem Freischneider freigeschnitten werden.
Bei allem Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit der Gruppe in den letzten Jahren erscheint uns das Freischneiden der Fläche am Fredegras aus mehreren Gründen problematisch:
1. Mitten in der Vegetationsperiode am Ende der Brutzeit ist ein solches Vorhaben aus Sicht des Naturschutzes sehr ungünstig und widerspricht u.U. dem §39ff Bundesnaturschutzgesetz, wenn Gehölze betroffen sind. Unweigerlich wird der Lebensraum von Kleintieren wie z.B. Vögel und Lurche zerstört oder zumindest stark beeinträchtigt, auch wenn sie nicht geschützt sind.
2. Es gab eine Unterschriftenaktion im Ortsteil Bad Westernkotten von immerhin 2000 Unterschriften für die Wiederaufforstung der Fläche. Einerseits äußern Sie sich mit „größten Respekt“ für das Engagement der Anwohner, gleichzeitig wird von Ihnen
bezweifelt, dass „jeder Unterstützer wusste, worum es geht.“ Das ist ein aus unserer Sicht sehr problematischer, ignoranter Umgang mit einer demokratischen Meinungsäußerung der Unterstützer.
3. Im Gutachten von Dr. Loske, von der Stadt in Auftrag gegeben, wurde eine ganzjährige Artenschutzprüfung Stufe 2 des Planungsbereiches angeregt. Stattdessen soll die vom Ortsvorsteher initiierte Freischnittaktion offenbar Tatsachen schaffen, so
dass schützenswerte Arten auf der Fläche nicht mehr vorkommen.
Die heutige aktionistische Maßnahme steht aus unserer Sicht außerdem in starkem Widerspruch mit dem von der SPD jüngst propagierten „Engagement im Umweltschutz“.
Freundliche Grüße
Lothar Strauch
BG -Fraktionsvorsitzender
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Kurze Zeit später erreichte uns folgende mail:
Lieber Lothar,
du hattest zum o.g. Thema angerufen.
Die Aktion war mit der ULB (Herrn XXX* Name der BG bekannt ) und unserer Stadt (HerrnXXX Name der BG bekannt) abgestimmt und sollte u.a. der Stadt Kosten ersparen
Sie stand übrigens schon gestern in der Zeitung, da haben wir keine Rückmeldungen bekommen.*
Wir hatten heute nur den Anfang gemacht und ca. 1 Stunde mit dem Freischneider gearbeitet.
Herr Förster Pape regt auch eine Verschiebung der Aktion an. Das werden wir dann selbstverständlich machen.
VG
Wolfgang Marcus
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*Anm.: Die BG -Fraktion tagte gestern abend und hat sich zunächst über das Thema abgestimmt.
Wir freuen uns über die Entscheidung. Gleichzeitig betonen wir, dass wir sehr großen Respekt vor der Arbeit der ehrenamtlichen Rentnertruppe und dem Einsatz von Wolfgang Marcus haben. Am Ende des Tages hat der Natur-und Artenschutz in Erwitte durch das kluge Einlenken gewonnen – trotz Wahlkampfzeiten.