Der Hellweg erstickt jetzt schon im Verkehr.
Zusätzlich würden noch mehr LKWs die Kreuzung und den Hellweg belasten.
Ehemaliges Zementwerk Seibel& Söhne mit Steinbruch
Keine Klärschlammverbrennung in Erwitte
Auf dem Gelände des ehemaligen Zementwerkes Seibel & Söhne soll als Folgenutzung eine Klärschlammmonoverbrennungsanlage mit einer Jahreskapazität von 176.000 Tonnen errichtet werden. Diese Anlage möchte die Gelsenwasser AG bauen und die Anlage für die neu gegründete Klärschlammverwertung OWL mit 78 Städte und Gemeinden von Minden bis Lippstadt betreiben. Das bei dem Trocknungsprozess entstehende Abwasser soll in die Städtische Kanalisation eingeleitet werden, das sind immerhin ca. 60 % der angelieferten Menge des Klärschlammes. Der Erwitter Klärschlammanteil liegt mit 1300 Tonnen weit unter 1 % im Jahr. Grundsätzlich begrüßen wir zwar Überlegungen zur sinnvollen Folgenutzung des Zementwerkes, aber die BG-Fraktion im Rat lehnt die geplante Anlage aus folgenden Gründen ab :
- Zusätzlicher Verkehr belastet zusätzlich unsere Stadt
Der kalkulierte LKW-Verkehr von ca. 628 LKW pro MONAT mutet uns eine zusätzliche Belastung zu. Leider schaffen es schon die verbliebenen Zementwerke nicht, ihren Warenverkehr über die vorgeschlagene Route Anröchter-Str.-> Ortsumgehung Anröchte -> B55-Autobahnzubringer abzuwickeln, obwohl dies häufig schon besprochen, diskutiert und verabredet wurde.
Der Schwerlastverkehr wird sich teilweise auch über die Kreuzung durch die Stadt bewegen.
(Das „Linksabbiegen“ vom Hüchtchenweg auf die B55 (Anröchter Straße) ist beinahe unmöglich, daher wählen sehr viele Fahrer den Weg durch Erwitte (auch wenn dies nicht gewünscht ist)
Nicht der gesamte lieferverkehr kommt von der A44, sondern auch von der A2, Kreis- und Landstraßen (d.h. aus LP und Geseke) und wird die Kreuzung daher belasten.
Da der Klärschlamm-Einsatz in der Landwirtschaft durch die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung stark rückläufig sein wird, wird das Problem mit der „Abfallbeseitigung“ immer größer. Bisher gingen knapp 50% des dt. Klärschlammes in den Landwirtschaftssektor. Dies wird sich in den kommenden Jahren drastisch ändern. Der Stoffstrom und damit auch der Verkehr werden daher in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen und neben dem Gülletourismus wird es einen Klärschlammtourismus mit Steigerungspotenzial geben. Diese angebliche „Umweltpolitik“ ist in höchstem Maße verlogen nach dem Motto „Aus dem Auge aus dem Sinn“.
- Emissionen und Abwärme
Ein stillgelegtes Zementwerk verursacht augenscheinlich keine Emissionen mehr. Müssen wir jedoch die eingesparten Emissionen durch neue Emissionen in Erwitte ersetzen? Die Abwärme der Verbrennungsanlage ist nicht nutzbar. Da wäre eine Klärschlammverbrennung in den aktiven Zementwerken als organischer Brennstoff zum Kalkbrennen in den Drehrohröfen sogar noch sinnvoller als eine neue Anlage.
Ein Teil des gebundenen Stickstoffs wird bei den Verfahren als Stickoxide flüchtig, sodass die bedrohten Kalkmagerrasen auf der Mark stark darunter leiden werden. Dies ist negativ für Flora und Fauna und steht auch gegen die Planungen „Erwitter Senke“, sowie den Naturschutzgebieten rund um das Pöppelschetal.
- Schadstoffe und Schwermetalle
Unsere Abwässer und Klärschlämme enthalten nicht nur Nährstoffe wie N, P, K, Mg, …, sondern auch Schwermetalle und Schadstoffe.
Darunter toxische Schwermetalle wie zum Beispiel Blei, Quecksilber, Cadmium, Kupfer, PCB, PFT, Arzneimittelrückstände, Antibiotika, Krankheitserreger, aber auch Nanopartikel, Mikroplastik und vieles mehr. Was und wieviel davon wird in die Umgebungsluft emittiert?
Die Windrichtig treibt die Abgase in die östlichen Wohngebiete der Kernstadt und in den Kurort BWK hinein. Hier vor allem in Form von Geruchs- und Staubbelästigungen.
Was passiert mit der Asche und dem Phosphat?
- Die Verbrennungsanlage schafft angeblich Arbeit(splätze) und bringt Steuern ein
Erwitte ist Standort der Zementindustrie und einer Müllverwertungsanlage. Das Argument, dass diese Industrie viele Arbeitsplätze schafft ist seit über 30 Jahren leider völlig überholt. Ein Zementwerk ist mittlerweile mit 40 Mitarbeitern pro Schicht arbeitsfähig. Auch die 15 angegebenen Arbeitsplätze für die neue Verbrennungsanlage sind daher in Nutzenabwägung zu vernachlässigen. Es ist zu befürchten, dass Erwitte erneut als Müllentsorgungskommune herhalten muss- diesmal weit über das Kreisgebiet hinaus.
Keiner will diese hochsensible Anlage vor seiner eigenen Haustüre haben. Der Einzugsbereich ist sehr groß und schließt die beiden Städte Bielefeld und Paderborn ein. Nach Aussage des Betreibers sind mit dem Bau für eine Stadt mehr Vorteile als Nachteile verbunden. Wir als BG fragen uns, warum das Interesse der anderen Kommunen nicht entsprechend hoch ist.
Zu klären wäre: Wie hoch sind die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen und bleiben die überhaupt in Erwitte?
Es gibt sicher andere, interessantere und attraktivere Folgenutzungsmöglichkeiten für das Gelände des ehemaligen Zementwerkes Seibel Söhne, wenn man kreativ danach sucht. Viele Städte im Ruhrgebiet haben es vorgemacht.