Bürgermeister Wessel hat in unschöner Weise den Artikel von Prof.Dr.Münz im Patriot kommentiert.(Siehe unten vom 19.08.)

Irgendwie scheint er die Argumentation in dem BUND-Artikel vom 16.08.19 (Siehe unten) nicht verstanden zu haben oder er will sie nicht verstehen.

Der BUND-Sprecher Prof.Dr. Münz hat sich nicht gegen die Umgehungsstraßen sondern für Umgehungstraßen ausgesprochen.

Zugegeben, auch Prof. Dr. Münz argumentiert polemisch und verallgemeinernd, wenn er von der „Erwitter Politik“ spricht und im Weiteren „die Erwitter Bevölkerung“ in einen Topf schmeißt. So schreibt er zuspitzend weiter: „… Weite Teile der Bevölkerung würden mit Recht über die Belastungen an der Kreuzung B1/B55 klagen, seien aber sofort in Opposition, wenn eine Straßenlösung in ihrer Nähe diskutiert wird. Münz macht außerdem darauf aufmerksam, dass fast jeder Haushalt zwei Autos besitze. Eine Straße in der Nähe dürfe aber nicht sein. „Hier läuft ein Wettstreit der Art, schwimmen ja, aber nass werden nein!“, zieht er den Vergleich.“

In der Sache hat Prof. Dr. Münz allerdings recht, denn der Ratsbeschluss für das neue, riesige Baugebiet im Korridor zwischen Erwitte und B.Westernkotten hatte selbstverständlich das Ziel die sogenannte „Ostumgehung zu zerschießen“ wie der Bürgermeister selbst mehrfach gesagt hat u.a. in seiner letzten Neujahrsansprache.

Bekanntlich waren nicht alle Ratsmitglieder für das Baugebiet, denn es gab und gibt durchaus alternative Flächen. Die BG –Fraktion und einige Mitglieder der CDU- Fraktion haben das deutlich gemacht und gegen das besagte Baugebiet gestimmt. Man hätte bis zum Jahresende abwarten können und müssen, bis die Untersuchungen und Planungen der DEGES abgeschlossen sind.

Anstatt sachlich und differenzierend auf die Äußerungen von Herrn Münz zu antworten, hat der Bürgermeister in nicht akzeptabler Weise Herrn Prof.Dr. Münz persönlich angegriffen, weiter polarisiert und die Deutungshoheit für sich allein beansprucht. Der Mehrheitsbeschluss des Rates muss und wird selbstverständlich akzeptiert, aber wir als BG –Fraktion wehren uns gegen die Äußerungen von Herrn Bürgermeister Wessel, dass seine Kritiker „uninformiert“ seien. Außerdem erschließt es sich uns nicht, was er mit dem Satz – . „Bei einem offenen Dialog könnte nämlich durchaus herauskommen, dass auch der BUND seine Rechtsposition korrigieren muss“, meint.

Die Wortwahl die er nutzt ist doch sehr problematisch und fördert nicht den sachlichen Dialog und die Akzeptanz anderer Meinungen.

Die Menschen, die unmittelbar von der Verkehrsbelastung betroffen sind, äußern sich mittlerweile und das ist gut so. Die BG unterstützt die parteienunabhängige Bürgerinitiative für beide Umgehungsstraßen, unabhängig von der Trassenführung.

Das ist eine andere, gute Sichtweise. Verhindern von Trassen hatten wir über 40 Jahre in Erwitte – das war gestern.

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Artikel Prof.Dr. Münz vom 16.08.19 (Quelle Patriot)

„Die Politik in Erwitte will überhaupt keine Entlastungsstraße“

Prof. Dr. Heinrich Münz äußert sich zur Ortsumgehung: BUND überlegt sich aus Dialogverfahren zurückzuziehen

Erwitte – In den letzten Jahren hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Gruppe Lippstadt/Erwitte immer wieder für den Bau der Ortsumgehung für Erwitte ausgesprochen. Nun hat sich Professor Heinrich Münz für den Naturschutzverband wieder zu Wort gemeldet.

Mit viel Aufwand und der Professionalität eines Moderationsbüros sowie hohen Kosten und großen Chancen wurde in diesem Jahr in Erwitte ein Bürgerdialogverfahren zu Realisationsmöglichkeiten der B55n Umgehungsstraße gestartet, schreibt Münz. Das Land NRW bezahle Gutachter, Planungsbüros und die Projektleitung durch die DEGES. Durch Aufnahme des Projektes in den Bundesverkehrswegeplan sei ein finanzieller Rahmen geschaffen worden, der eine technische Realisation mit geringster Belastung für Anwohner ermöglicht.

„Aber anscheinend in Erwitte alles vergeblich, es ist zum Verzweifeln!“, so Münz. Weite Teile der Bevölkerung würden mit Recht über die Belastungen an der Kreuzung B1/B55 klagen, seien aber sofort in Opposition, wenn eine Straßenlösung in ihrer Nähe diskutiert wird.

Münz macht außerdem darauf aufmerksam, dass fast jeder Haushalt zwei Autos besitze. Eine Straße in der Nähe dürfe aber nicht sein. „Hier läuft ein Wettstreit der Art, schwimmen ja, aber nass werden nein!“, zieht er den Vergleich. Gesetzliche Vorgaben, Regeln eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur und den Lebensgrundlagen, scheint alles in Erwitte Schall und Rauch. „Hauptsache ist, es gibt bei mir keine Einschränkung.“

Gleichzeitig schieße die Erwitter Politik zum dritten Mal eine Verkehrslösung kaputt. Vor fast fünfzig Jahren sei die erste Trasse abgeschossen, vor 15 Jahren dann ein Trassenvorschlag des BUND und der Umweltverbände boykottiert worden. Und nun würden Bevölkerung und Dialogakteure in der Lösungssuche erneut von der Politik „verhohnepiepelt“.

Gutachter und ein Dialogforum würden sich um einen sinnvollen Weg mit realistischer Planung bemühen, während die Politik versuche mit Taschenspielertricks über eine unnötige Wohngebietsplanung vollendete Tatsachen zu schaffen. „Irgendwie drängt sich doch der Gedanke auf, die Politik in Erwitte will überhaupt keine Entlastungsstraße!“, so Münz. Der BUND überlege nun, ob er sich unter diesen Rahmenbedingungen aus dem Dialogprozess zurückzieht. „Wir können dieses Theaterstück mit unserer Zeit und dem verschwendeten öffentlichen Geld nicht weiter unterstützen. Anscheinend mutiert aktuell in Erwitte der etwas primitive Schlachtruf Mensch oder Vogel jetzt in die nächste Steigerung Mensch hat Vogel!“, sagt Münz.

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Antwort Bürgermeister Peter Wessel vom 19.08.19

„Die Anschuldigungen gegen Stadt Erwitte sind unhaltbar“

von Redaktion am 19. August 2019 17:43 Uhr Erwitte

Bürgermeister Peter Wessel

Erwitte – Vergangene Woche hat Professor Dr. Heinrich Münz vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Kritik geäußert, zu Planung und Bau einer Ortsumgehung für Erwitte.

Nun nahm Bürgermeister Peter Wessel Stellung dazu: „Die Attacke von Prof. Münz kann nicht so stehenbleiben, er liegt sachlich falsch und vergreift sich im Ton.“

„Die Auftaktveranstaltung zum Dialogverfahren für die Erwitter Umgehungsstraßen war gut, denn das beauftragte Büro mahnte ausnahmslos alle Beteiligten an, miteinander zu sprechen, und nicht übereinander.

Fast alle Gruppen und Einzelpersonen haben sich an diese grundlegende Vorgehensweise gehalten“, so Wessel. Weiter kommentiert er die Aussagen von Münz: „Wenn man dagegen die Polemik des Heinrich Münz vom 16. August im Patriot liest, findet man am Schluss nur Spott und Hohn, er blendet einfach aus, was die Menschen in Erwitte umtreibt.“

Der Bürgermeister räumt ein: „Dabei ist nachvollziehbar, dass ein Vertreter des BUND den Bau einer Umgehungsstraße in der freien Landschaft kritisch sieht.“ Es sei aber haltlos und schäbig, dass er dem Rat und der Verwaltung der Stadt Erwitte Taschenspielertricks und eine ‘Verhohnepiepelung’ der Bevölkerung vorwirft.

Mit „arroganter Anmaßung und einem Tunnelblick“ bestätige Münz die Vermutung, dass er in seinem „professoralen Elfenbeinturm“ den Bezug zur Wirklichkeit verloren habe.

„Von den grundlegenden Kriterien einer städtebaulichen Entwicklung in Siedlungsschwerpunkten hat er keine Ahnung und informiert sich nicht einmal.

Er will sich wohl auch nicht in die Situation der Menschen hineinversetzen, die seit Jahrzehnten einem überregionalen Durchgangsverkehr ausgesetzt sind, der in der Orts-mitte einer kleinen Stadt nichts zu suchen hat“, schreibt Wessel.

Der Vorwurf von Taschenspielertricks stelle Rat und Verwaltung in die Nähe von betrügerischen Handlungen und damit Rechtsverstößen. „Diese unhaltbaren Anschuldigungen“, stellt sich Peter Wessel als Chef vor Rat und Verwaltung, „weise ich nachdrücklich zurück, das hat mit freier Meinungsäußerung nichts mehr zu tun. Die Attacke fällt auf Prof. Münz zurück!“ Die Begründung zu dieser Feststellung sieht Wessel darin, dass Münz sich nicht informiert hätte, warum eine nachhaltige und langfristige städtebauliche Erweiterung in den Siedlungsschwerpunkten Erwitte und Bad Westernkotten nur in dem Korridor zwischen den beiden Ortsteilen verwirklicht werden könnte.

Der Bürgermeister verärgert: „Es ist schade, dass eine sachliche Planung und Abwägung durch billige und marktschreierische Polemik ersetzt wird.“

Zu den Überlegungen des BUND, aus dem gerade gestarteten Dialogverfahren für die Entlastungsstraße auszusteigen formulierte der Chef von Rat und Verwaltung: „Bei Herrn Münz, der für sich in Anspruch nimmt, den Professorentitel zu führen, ist solches Verhalten das krasse Gegenteil von dem, was man von Wissenschaftlern an Objektivität erwarten dürfte. Wenn der BUND meint, mit der Theatralik einer beleidigten Leberwurst aus dem Dialogprozess ausscheiden zu müssen, wäre das ausgesprochen bedauerlich.“

Der „Angriff von Prof. Münz“ aber zeige auf erschreckende Weise, dass er lieber alte Ressentiments schüre, als neue Wege zu überlegen. „Bei einem offenen Dialog könnte nämlich durchaus herauskommen, dass auch der BUND seine Rechtsposition korrigieren muss“, äußerte sich der Erwitter Bürgermeister abschließend.