BG-Sommerinterview 18.09.2015
Der neue Wohn-Container am Solering in Bad Westernkotten
„Gemeinsam dafür einstehen“
ERWITTE – Zusammenhalt in Sachen Asyl, mehr Verantwortung beim Thema Umweltschutz und eine bessere Kommunikation zwischen Verwaltung und Politik – diese Themen sind für die Bürgergemeinschaft (BG) Erwitte von zentraler Bedeutung. Dazu bezogen jetzt Lothar Strauch, Karl Dietz, Theo Knoop, Brigitte Strauch, Holger Tägder und Herbert Neumann im Patriot-Sommergespräch Position.
„Wir müssen unsere uneingeschränkte Bereitschaft zeigen, Asylsuchende aufzunehmen und sie zu unterstützen“, macht Lothar Strauch deutlich. Zugleich erwähnt er den vorbildlichen Einsatz der Ehrenamtlichen. Seine Frau Brigitte Strauch koordiniert u.a. die Ehrenamtlichen im Bereich Erwitte. „Gerade haben wir den 100. Freiwilligen dazugewonnen“, weiß sie zu berichten. Dafür, so die BG, müssen die Erwitter gemeinsam einstehen. Und es funktioniere – ganz ohne parteipolitisches Tamtam.
Viel zu schleppend laufe hingegen die Unterstützung von Seiten des Landes und Bundes. „Wir sind in einer sehr angespannten Haushaltslage. Doch die Vorgaben für unseren städtischen Haushalt bleiben trotz aller zusätzlicher Ausgaben für den Asylbereich gleich. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, während die versprochene Soforthilfe des Bundes noch immer auf sich warten lässt“, so Lothar Strauch verärgert. Viel mehr Druck müssten daher diejenigen Erwitter Parteien ausüben, die ihre Leute in Berlin und Düsseldorf wissen.
Gleiches gelte für das Thema Umgehungsstraßen. „Wie konnte es da passieren, dass die B 1n aus dem vordringlichen Bedarf des Bundes herausgenommen wurde? Sie ist im Vergleich zur B 55n unproblematisch und würde Lebensqualität in die Erwitter Innenstadt bringen“, so Karl Dietz.
Ein in diesem Zuge dringend notwendiges Zentrenkonzept für die Kernstadt müsse beinhalten, den Hellweg städtebaulich auf Vordermann zu bringen. Eine zweite Entwicklungsachse südlich des Hellwegs – wie von der CDU vorgeschlagen – sei nicht zielführend. Ebenso wenig die jüngst im Planungsausschuss vorgestellte barrierefreie Wohnanlage mitten in einem historischen Park – der Bedarf für eine solche Anlage sei freilich prinzipiell gegeben.
Kritisch spricht die BG vor diesem Hintergrund über das Handeln der Verwaltung. „Das ist keine allgemeine Schelte, denn die Mitarbeiter haben alle wirklich sehr viel zu tun. Doch besonders bei der Kommunikation gibt es dringenden Handlungsbedarf. Der Bürgermeister geht in einigen Punkten sehr emotional an die Dinge heran – der Austausch mit den Fraktionen kommt zu kurz“, so Lothar Strauch. Sehr viel Zeit sei für Projekte wie das energiepolitische Arbeitsprogramm der Stadt investiert worden – einzig: „Es ist bislang nicht viel dabei herumgekommen.“
Wenig Verständnis zeigt die BG für die Ratsentscheidung, ein Lehrschwimmbecken künftig am Schulzentrum anzusiedeln, statt mit einem Standort am Freibad für den Bestandsschutz des Schlossbades zu sorgen. Als „Riesenfehler“ bezeichnet Theo Knoop die Ablehnung des Life-Projektes durch den Stadtrat. Erwitte sei die einzige Stadt im Umkreis, die sich dagegen stelle – obwohl der Kreis Soest versichert habe, dass keine Arbeitsplätze und Genehmigungen für die Zementindustrie gefährdet seien. „Wir sollten vielmehr Respekt vor Umwelt und Natur zeigen“, so Karl Dietz. Respektlos und unerträglich – auch gegenüber den anderen Zementwerken – sei zudem der Umgang des bislang nicht feststehenden Verursachers des Staubunfalls von Anfang Mai mit der Situation.
Positiv äußert sich die BG zum Erfolg beim Leader-Projekt, ebenso zum Fortschritt, den die Stadtverwaltung hinsichtlich der künftigen Privatisierung städtischer Hallen gemacht habe – auch zusammen mit Vereinen vor Ort. Vorausblickend auf die Schlosskirmes äußert schließlich Lothar Strauch einen Wunsch: „Das Fest sollte Grundlage sein für ein harmonisches Miteinander mit den Flüchtlingen, die dort leben. Einfach mal einen Flüchtling auf ein Getränk einladen und sich den Menschen öffnen – das hilft beiderseits gegen mögliche Ängste.“ Für Holger Tägder muss die Politik hier gemeinsam Vorreiter sein, damit Bürgerinnen und Bürger die Tragweite der Problematik begreifen können. – bw (Text Patriot-mit freundlicher Genehmigung)